Demeter-Landwirt:innen stellen klar:  Weidehaltung von Rindern ist gut für Tierwohl, Klima und Artenvielfalt

Cem Özdemir besucht den Reyerhof in Stuttgart-Möhringen

Cem Özdemir auf der Weide des Reyerhofs © Sonja Jürschik
Lukas Dreyer, Cem Özdemir, Anna Lena Hübner und Christoph Simpfendörfer im Kuhstall des Reyerhofs © Sonja Jürschik

Gemeinsam mit lokalen Entscheidungsträgern war heute der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir vor Ort auf dem Vorzeigehof in Möhringen, um sich über die Herausforderungen und Chancen der Bio-Tierhaltung im Ballungsgebiet von Stuttgart zu informieren. Neben der Honorierung der Leistungen, die Höfe wie dieser für die Gesellschaft erbringen, ging es darum, dass die Umwelt- und Klimabilanz von Rindern eine Frage der Haltungsform und deshalb die Förderung der Weidehaltung dringend geboten ist. 

Bei der Begrüßung stellte Betriebsleiter Lukas Dreyer anhand des Regionalwert-Leistungsrechners den Betrieb vor. Dieser hat ermittelt, dass der Reyerhof rund 180.000 Euro an Gemeinwohlleistungen im Jahr 2023 erbracht hat, wovon nur ein Bruchteil über Ausgleichszahlungen honoriert wird. Insbesondere in den Bereichen Bodenfruchtbarkeit, Fachwissen, Klima und Wasser, Arbeitsverhältnisse und Regionale Vernetzung schneidet der Betrieb mit herausragenden Werten ab.

„Die Rinder auf die Weide zu lassen, das tut den Tieren gut. Aber nicht nur das: Jeder Kuhfladen ist ein kleines Insektenhotel und ernährt das Grünland ganz natürlich. Das spart Dünger und macht unabhängig von Importen. Tierschutz und Umweltschutz müssen sich für unsere Landwirtinnen und Landwirte lohnen. Darum kämpfe ich dafür, dass bei der EU-Agrarförderung öffentliches Geld auch öffentliche Leistungen honoriert.“

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir

Ökologische Leistungen für Klimaschutz und Artenvielfalt

Während der Fahrt zur Weide wurde deutlich, dass der Reyerhof auf sehr fruchtbaren Böden wirtschaftet, die bereits seit 70 Jahren biodynamisch bewirtschaftet und aufgebaut werden. Die Rinderhaltung trägt maßgeblich zur Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit bei. Weidekühe leisten einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz und das Grünland speichert sehr viel CO2, was sich positiv auf das Klima auswirkt. Dennoch werden solche Betriebe nicht ausreichend für ihre öko-sozialen Dienstleistungen entlohnt.

Bessere Rahmenbedingungen für Weidewirtschaft

Anna Laura Hübner erläuterte, dass Rinder auf die Weide gehören. Für das Jungvieh ist das gängige Praxis, die allerdings durch die starke Parzellierung der Flächen sehr aufwendig ist. Die Betriebsleiterin wünscht sich, dass auch die Milchkühe, die täglich gemolken werden müssen, auf die Weide können. Dazu braucht der Reyerhof allerdings dringend einen neuen Stall mit Weideanschluss. Doch die Flächen rund um Stuttgart werden immer knapper. Um die Zukunft solcher nachhaltigen Betriebe zu sichern, sind angemessene politische Rahmenbedingungen erforderlich, wie z.B. die bevorzugte Verpachtung landwirtschaftlicher Flächen an Biobetriebe, sowie Weideprämien, die diese Leistung honorieren. Auch für Stallinvestitionen braucht es höhere Beihilfen. Mittelfristig braucht es wissenschaftliche Forschung, die Konzepte für die Schaffung von Weide-Landschaften aufzeigt.

Dr. Christoph Reiber vom Demeter Landesverband Baden-Württemberg e.V. ergänzte: „Die Weidehaltung von Kühen und generell von Wiederkäuern ist nicht nur eine wirksame Maßnahme für den Klimaschutz, sondern auch für die Biodiversitätsförderung, für das Tierwohl und für den Erhalt unserer Kulturlandschaft. Deshalb braucht es eine bundesweite Weideprämie aus der ersten Säule, die nicht nur die Kosten deckt, sondern auch einen finanziellen Anreiz für die Betriebe darstellt.“

Es wurde erörtert, dass der Anteil an Rindfleisch von der Weide sowohl in der Gemeinschaftsverpflegung als auch beim individuellen Verzehr nur dann deutlich erhöht werden kann, wenn es dafür verbindliche Regelungen gibt, und auch entsprechende Mehrwertsteuerinstrumente genutzt werden.


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2024